Wertbestimmende Merkmale eines bibliophilen Drucks

Wertbestimmende Merkmale eines bibliophilen Drucks

Die nachfolgende Darstellung folgt der “Lebenslinie” eines gedruckten Buches: Am Anfang steht sein Inhalt, bestimmt durch das geistige Produkt seines Autors, der sich entschließt, sein Werk publizieren zu lassen. Zur Herstellung des Druckwerks wird das Ausgangsmaterial Papier entsprechend dem Satz bedruckt und zu einem Buchblock zusammengeführt, welcher in einen geeigneten Einband geheftet wird. Über den Buchhandel gelangt das fertige Buch zu seinem Erstbesitzer und von dort auf seinem mitunter Generationen überspannenden Weg durch die Zeit und durch alle die vielen Hände, die in ihm ihre Spuren hinterlassen.

1. Bibliographische Kennzeichen

Auflage: bezeichnet die Anzahl von Exemplaren eines Druckwerkes, die der Verleger gleichzeitig herstellen lässt .

Erstausgabe: Als Erstausgabe (lat. editio princeps) wird die erste selbständige Veröffentlichung eines Druckwerkes unter einem Titelblatt in Buchform, also die erste Ausgabe eines Buches, die im Buchhandel erschienen ist, bezeichnet. Die Erstausgabe umfasst alle Exemplare der ersten Auflage eines Druckwerkes. Eine Unschärfe in der Begriffsdefinition entsteht dadurch, dass früher bei der handwerklichen Buchherstellung noch Korrekturen in der Presse ermöglicht wurden. Hierdurch können Varianten innerhalb der Erstausgabe auftreten . Ein Beispiel ist die Erstausgabe von Schillers “Räuber”: noch während des Drucks der 800 Exemplare der ersten Auflage wurde die zunächst gedruckte Vorrede durch eine “maßvollere” ersetzt und der zweite Textbogen durch eine stilistisch gezügeltere Version. Von der sehr viel selteneren Druckvariante mit der “unterdrückten Vorrede” und mit dem “unterdrückten Textbogen B” sind nur noch zwei Exemplare bekannt, die im Marbacher Schiller-Nationalmuseum aufbewahrt werden .

Die Erstausgabe ist von besonderer Bedeutung für die Textphilologie, für die authentische Wiedergabe bei Nachdrucken, als Sammelobjekt für Bibliophilie sowie in der Rechtsprechung bei urheberrechtlichen Fragen.

Unter Erstdruck ist die erste Veröffentlichung überhaupt zu verstehen, also häufig ein (teilweiser) Abdruck in einer Zeitschrift. Kleists Werk “Penthesilea” erschien z.B. im Erstdruck (als Fragment) im ersten Heft (I/7-35) des Phöbus, Ein Journal für die Kunst, noch bevor die Erstausgabe 1808 bei Cotta veröffentlicht wurde.

Allgemein wird mit dem Suffix “-ausgabe” der Zeitpunkt (frühe Ausgabe, Ausgabe letzter Hand) oder der Anlass (erste Gesamtausgabe, Jubiläumsausgabe, von beteiligten Künstlern signierte Ausgabe, Werk-, Luxus-, illustrierte Ausgabe, frühe Ausgabe in einer anderen Sprache) beschrieben, zu dem ein Werk herausgegeben wurde oder es wird dessen äußere Erscheinungsform (Paperback-, Taschenbuchausgabe) bezeichnet.

Eine Vorzugsausgabe ist eine (oder ein Teil einer) Auflage mit besonderer Ausstattung: auf besserem Papier, mit zusätzlicher künstlerischer Illustration, mit zusätzlicher Originalgraphik, in besserem Einband. Die Exemplare der Vorzugsausgabe sind meist innerhalb der Auflagennummerierung besonders gekennzeichnet. Eine Vorzugsausgabe ist daher für den bibliophil orientierten Sammler stets von besonderem Interesse. Beispiele für Vorzugsausgaben sind Drucke berühmter Offizinen oder Privat- und Pressendrucke limitierter Auflagen für einen bestimmten Personenkreis, z.B. bibliophile Gemeinschaften.

Als ein Maß für die Seltenheit eines Drucks finden sich gelegentlich die Angaben Rarum (ggf. auch die Steigerungen Rariorum, Rarissimum) , wobei jedoch eine verbindliche, “normierte” Qualifizierung unmöglich ist. Vielmehr sind in jedem einzelnen Fall die Kriterien genau auszuloten, die ein Buch zum Rarum oder Rarissimum machen.

Weitere bibliographische Kennzeichen betreffen den historischen Kontext und den biographischen Hintergrund des Autors zur Entstehungszeit des Werks sowie dessen literaturwissenschaftliche Würdigung und Rezeptionsgeschichte.

2. Papierarten

Büttenpapier ist ein mit einem Sieb „aus der Bütte“ (einem flachen, wannenförmigen Gefäß) geschöpftes Papier. Es wird aus einem verdünnten Faserbrei aus Hadern oder Zellstoff, dem sogenannten Ganzzeug (Ganzstoff), mit Hilfe eines Schöpfsiebes geschöpft. Durch (gröbere) Schöpfsiebe entstehen häufig minimale Unterschiede der Papierdicke, die mittels durchscheinenden Lichts erkennbar sind. Werden auf dem Schöpfsieb geformte Drahtstücke eingearbeitet, entstehen Wasserzeichen. Bleiben die Papiere unbeschnitten, haben sie einen ungleichmäßigen Rand (Büttenrand). Auch in der Papiermaschine kann der aus Hadern hergestellte Papierbrei zu Büttenpapier verarbeitet werden. Der wesentliche Unterschied liegt darin, dass bei dem mechanisch gerüttelten Sieb die Fasern sich mehr in eine bestimmte Richtung legen, nämlich in die Richtung, in die sich die Papierbahn bewegt. Die beim Handrütteln entstehende Rippung wird beim Maschinenbütten künstlich erzeugt.

Vélinpapier (engl. “Wove Paper”) ist ein Papier, das nicht mittels der üblichen Bütte, die aus einem Holzrahmen mit Drahtsieb aus parallel angeordneten, durch dünnere Drähte miteinander verbundenen Metalldrähten besteht, sondern mittels eines wie Leinwand gewobenen Drahtgitters geschöpft wird und daher eine gleichmäßigere Oberflächenstruktur ohne sichtbare Linien aufweist. Velinpapier wurde erstmals von James Whatman um 1750 in England hergestellt und fand in den Drucken John Baskervilles Verwendung. Einige Jahrzehnte später gelangte die Methode seiner Herstellung nach Frankreich. Velinpapier ist ein glattes, pergamentähnliches Papier. Es ist relativ hart und daher für Tiefdruckverfahren nicht geeignet, jedoch wird es als hochwertiges Druckpapier im Hochdruck verwendet.

Japanpapier wird aus dem Bast der Papiermaulbeerbaumrinde hergestellt; eine gleichmäßige Verteilung erzielt man durch Fasersuspension mittels Pflanzenschleim der Wurzel von Abelmoschus manihot. Das fertige Produkt zeichnet sich aus durch seidenmatten Glanz sowie lange Fasern, die ihm trotz großer Weichheit eine ungewöhnliche Reissfestigkeit schenken. In Europa wurde und wird Japanpapier für limitierte, bibliophile Ausgaben verwandt; die Druckerschwärze lagert unvergleichlich auf seiner Oberflache und das Erscheinungsbild, insbesondere beim Druck von Grafiken, ist nur noch durch Pergament zu übertreffen.

Pergament unterscheidet sich vom Papier wie vom Leder: seine Fasern sind miteinander verleimt und es wird ohne Gerbung hergestellt. Sein Name geht auf den Ort Pergamon zurück. Zuerst als Rolle aus miteinander verbundenen Streifen, dann ab dem vierten Jahrhundert n. Chr. als Kodex in der heute noch üblichen Buchform diente es bis zum Aufkommen des Papiers als äußerst stabiler, nur gegen Trockenheit und Hitze empfindlicher Stoff. Es ist hygroskopisch und neigt dazu, wellig zu werden; deshalb versieht man auf Pergament geschriebene oder gedruckte Bücher gern mit festen Deckeln und Schließen. Pergament wird aus den Häuten von Lämmern bzw. Kälbern, Schafen oder Ziegen hergestellt durch Enthaaren, Äschern in Kalk, was zur Verseifung des enthaltenen Naturfettes führt. Dann erfolgt ein Spannen und Schaben, um es als Beschreibstoff zu glätten. Um eine samtige, matte Oberfläche zu erzielen, reibt man Pergament mit Bimsstein und Kreide.
Das auf Pergament erzielte Druckbild ist unvergleichlich klarer und prägnanter als dasjenige auf Papier, nur jenes auf sehr gutem Japanpapier kommt dem fast gleich.

3. Druck

Machen wir ein Ausflug in die Welt Gutenbergs: Vor dem Regal steht der Schriftsetzer. Er hält in der einen Hand den Winkelhaken aus Metall. Dieser bildet ein nach zwei Seiten offenes, flaches Kästchen mit verstellbarer linker Seitenwand, in welches der Setzer mit der anderen Hand die Typen aus den Fächern des Setzkastens führt und zu Zeilen zusammenstellt. Ist eine Zeile gefüllt, so muss sie ausgeschlossen werden, das heißt, sie muss die genau dem jeweiligen Format entsprechende Breite erhalten und mäßig fest im Winkelhaken sitzen, was entweder durch Verringerung der Wortzwischenräume erreicht wird, um überschießende Wortteile noch in den Raum der Zeile zu bringen, oder die Zwischenräume werden durch Hinzufügen von Ausschließungen verbreitert.

Von der Regelmäßigkeit und Sorgfalt, mit der diese Arbeit ausgeführt wird, hängen das gute Aussehen und die Lesbarkeit des Satzes nach dem Druck wesentlich ab. Ist die Zeile vollendet, so wird die dünne Platte aus glattem Metall, die Setzlinie, welche ihr bisher als Unterlage diente, darunter hervorgezogen und darüber gelegt und mit dem Setzen so lange fortgefahren, bis der Winkelhaken mit Zeilen gefüllt ist. Die Zeilen werden dann auf ein Schiff gehoben, das heißt auf ein auf zwei oder drei Seiten mit einem erhabenen Rand versehenes winkelrechtes Brettchen oder eine Zinkplatte, bis die zur Bildung einer Spalte oder Seite (Kolumne) oder auch eines Pakets nötige Zeilenzahl erreicht ist. Setzt der Setzer in Seiten, so hat er diese auch mit einem Kolumnentitel zu versehen, der ein Toter genannt wird, wenn er nur aus der Seitenzahl besteht, oder ein Lebender, sobald er ein Stichwort oder eine kurze Angabe des Seiteninhalts enthält. Auf ihren Fuß legt er zur Erzielung sichereren Halts einen Unterschlag, bestehend aus Quadraten oder seitenbreiten Metallklötzchen, und umwindet das Ganze dann mit einem festen Bindfaden, der Kolumnenschnur.
Ist der Satz gut ausgeführt, so muss sich jetzt die Seite hantieren lassen, als ob sie nur aus einem Stück bestünde.

Die vollendeten Seiten werden entweder bis zur Fertigstellung der für einen Druckbogen erforderlichen Anzahl auf Papierlagen aufbewahrt, oder gleich auf Bretter (Setzbretter) oder Schließplatten und Schließsteine in einer bestimmten, der Aufeinanderfolge der Seiten entsprechenden Reihenfolge ausgeschossen, wo dann Holz- oder Metallstege von der Breite der auf dem Papier weiß bleibenden, für das Einbinden nötigen Räume (Bund-, Kreuz- und Mittelsteg) um die Seiten gelegt, die Kolumnenschnüre entfernt (die Seiten „aufgelöst“) und die Formen vermittels eiserner Rahmen entweder mit Eisenschrauben, Holzkeilen und Schrägstegen oder auch mit eigens konstruierten gezahnten Stegen und Keilen etc. geschlossen, das heißt so befestigt, dass die ganze, aus vielen Tausenden von Lettern bestehende Form emporgehoben und in der Presse niedergelegt werden kann, ohne dass auch nur ein Buchstabe aus den Seiten fällt.

Der erste Abdruck, welcher von den geschlossenen Formen genommen wird, ist der Korrekturabzug. In diesem zeichnet der Korrektor die vom Setzer veranlassten Fehler. Nach deren Berichtigung werden weitere Korrekturabzüge für Verfasser und Verleger hergestellt. Wenn deren Berichtigungen und Änderungen vom Setzer gemacht sind und die Genehmigung zum Druck erteilt ist, wird die richtige Stellung der Seiten überprüft und korrigiert. Nach Erteilung der Imprimatur kann der Druck erfolgen.

Der Druck in der Presse, die in der Regel durch zwei Personen bedient wird, erfolgt durch bogenweises Einlegen des Papiers, Zuklappen und Niederlegen von Rähmchen und Deckel, Einfahren des Karrens vermittels Drehung einer Kurbel, Herüberziehen des Bengels, Wiederausfahren und Auslegen des gedruckten Bogens. Das alles wird von einem der beiden Drucker ausgeführt, während der andere die Farbe verreibt und die Form in der Zeit des Papier-Ein- und Auslegens einschwärzt („aufwalzt“).

Die Formgebung eines Druckwerks durch den Buchgestalter oder Buchkünstler wird als Typographie bezeichnet. Dies umfasst das Layout der Buchseiten durch den Zusammenklang von Papiergröße, Satzspiegel, Schriftform und Schriftgröße.

Von Bedeutung ist insbesondere für den bibliophilen Druck die Festlegung der Stege, diese bezeichnen das Weiße rundherum ums Gedruckte: ohne einen Rahmen, der die Schrift umfängt, wirkt sie eng und gedrückt, wie eingesperrt. Die Proportionen der vier Randstege haben sich historisch – ausgehend von den Seitenverhältnissen der Handschriften – entwickelt. In der Regel ist der Innen- oder Bundsteg der schmalste, ihm folgen der obere, der Außensteg und der Fußsteg, der am breitesten ist. So ergeben sich typische Verhältnisse zu (1:1:2:3, 2:3:4:6, etc.).

Das Buchformat ist die Maßeinheit, nach der die Größe eines Buches angegeben wird. Die Formate werden nach der Zahl der Blätter, welche ein Bogen nach dem Zusammenfalzen enthält, benannt: Die gängigsten Größen sind: Sedez (Abkürzung 16° entspricht ca. 10 bis 15 cm Höhe), Klein-Oktav (Abkürzung kl. 8° entspricht ca. 15 bis 18,5 cm), Oktav (Abkürzung 8° entspricht ca. 18,5 bis 22,5 cm), Groß-Oktav (Abkürzung gr. 8° entspricht ca. 22,5 bis 25 cm), Lexikon-Oktav, Lexikonformat genannt (Abkürzung Lex. 8° entspricht ca. 25 bis 30 cm), Quart (Abkürzung 4° entspricht ca. 30 bis 35 cm), Groß-Quart (Abkürzung gr. 4° entspricht ca. 35 bis 40 cm), Folio (Abkürzung 2° entspricht ca. 40 bis 45 cm) und Groß-Folio (Abkürzung gr. 2° entspricht über 45 cm). Unter 10 cm und über 45 cm Höhe werden die Bücher in Zentimetern angegeben. Bücher größer 55 cm werden Imperialfolio benannt, Bücher unter 15 cm: Duodez (Duodecimo, Abkürzung 12°).

Nachdem die bedruckten Bögen alle gefaltet sind und die Lagen in der richtigen Reihenfolge aufeinander gelegt sind, werden die Lagen zum Buchblock zusammen geheftet. Der vollständige Buchblock wird dann regelmäßig auf drei Seiten beschnitten. Der handwerkliche Buchbinder macht das auch heute noch wie früher, indem er den Buchblock zusammenpresst und die Teile, die die gewünschte Größe überragen, mit einem Schneidehobel entfernt. Diesen Vorgang, bei dem der ganze Buchblock, unten und an der bindungsabgewandten Seite, also den sichtbaren Seiten des Buchblocks, auf ein Format getrimmt wird, nennt man Schnitt. Bisweilen wird der Buchblock nur oben begradigt (“Kopfschnitt”).

Goldschnitt: die begradigte Kante eines Buchblockes wird mit Blattgold versehen und poliert. Ein Kopfgoldschnitt, also jener am oberen Ende, schützt die Buchlagen vor dem Eindringen von Staub. Sind alle Kanten vergoldet, spricht man von Goldschnitt, Rundum-Goldschnitt oder Ganzgoldschnitt. Der Goldschnitt kann auch nach dem Marmorieren des Schnittes aufgetragen werden, dann kommt der Marmoreffekt erst beim Aufschlagen des Buches zum Vorschein.
Besonders in früherer Zeit ersparte man sich den mühevollen Vorgang des Hobelns und schnitt stattdessen die einzelnen Lagen mit einem Messer auf. Dadurch verbleiben die Seitenränder des Buchblocks als unbeschnitten. Dies stellt keinen Mangel sondern vielmehr einen Vorzug dar. Entsprechend der typographischen Gestaltung kann so das ganze Blatt einschließlich der optimalen Stegverhältnisse erhalten bleiben. Pressendrucke sind meist oben mit einem Goldschnitt versehen, vorn und unten unbeschnitten belassen, damit die ungleichen Büttenränder, Kennzeichen des handwerklichen Herstellungsprozesses in der Bütte, erhalten bleiben.

Als unaufgeschnitten wird ein Buchblock bezeichnet, wenn alle drei sichtbaren Blattränder des Papierbogens, so wie er in der Bütte geschöpft wurde, erhalten geblieben sind. Auch dieses Merkmal ist ein bibliophiles Vorzugskriterium, da das Buch als ganzes oder partiell in seinem jungfräulichen, ungelesenen Status verblieben ist. Häufig sind die Blätter auch nur vorn und unten unbeschnitten, und es ist der meist vergoldete, bisweilen nur eingefärbte Kopfschnitt vorgesehen, um keinen Staub zwischen die Blätter eindringen zu lassen.

Unaufgeschnittene Interimsbroschuren rühren daher, dass Bücher ohne Einband verkauft wurden, um sie später vom Buchbinder binden zu lassen, z. B. weil man – besonders bei Sammelwerken, die über einen längeren Zeitraum erschienen- das Gesamtwerk erst nach erschienenem letzten Band einheitlich binden ließ. In diesen Fällen ist der Buchblock regelmäßig in einen einfachen Umschlag “Interimsbroschur” geheftet.

4. Illustrationen (graphische Bestandteile des Drucks):

Beim Holzschnitt (Holzstich) werden Linien und Formen in eine Holzplatte geschnitten. Beginnend mit einer Zeichnung auf der Platte, schneidet der Künstler entlang der Linien. Die Flächen werden so herausgearbeitet, dass die zu druckenden Linien als Stege stehen bleiben. Materialgrundlage der Holzschnitte sind Langholzplatten, also in Faserrichtung geschnittenes Holz.

Im 19. Jahrhundert dienten vor allem der Kupferstich und der Stahlstich sowie die Lithographie zur Herstellung bildlicher Darstellungen im Druck. Alle drei Verfahren stellen an den denjenigen, der die Platten herstellt, hohe künstlerische Anforderungen. Illustrationen waren daher bis in die 70er Jahre des 19. Jahrhunderts Ausnahmen und so selten, dass man ihr Vorhandensein auf dem Titelblatt besonders hervorhob. Die Technik des Stahlstichs stimmt mit derjenigen des Kupferstichs in der Hauptsache überein, weist aber den Vorteil auf, dass die Druckplatten weniger schnell abnutzen als Kupferplatten.

Eine Vignette ist ein kleiner Holzschnitt oder Kupferstich, rein ornamental oder mit Einschluss von figürlichen oder fleuralen Motiven auf dem Titel, zu Textbeginn oder am Schluss des Textes.

Ein Frontispiz ist eine gestochene Zierseite am Buchanfang vor dem Titel, meist diesem gegenüber. Auch andere Druckverfahren als Stich oder Radierung kommen vor.

5. Einband :

Das Vorsatzpapier (Vorsatz) verbindet den vom Buchdrucker gedruckten Teil des Buches, den Buchblock, sichtbar mit dem Einband. Früher wurde das Vorsatzpapier vom Buchbinder in den meisten Fällen mitgeheftet, dann mochte es bisweilen auch aus mehr als einem Doppelblatt bestehen. In der modernen Zeit wird das Vorsatzpapier an den Buchblock im Falz schmal angeklebt. In jedem Fall wird der feste Vorsatz, auch „Spiegel“ genannt, an den Innendeckel des Einbandes geklebt. Seine Entsprechung innerhalb dieses mittig gefalteten Doppelblattes ist der fliegende Vorsatz, der wie ein normales Buchblatt erscheint, doch bis auf seltene Ausnahmen unbedruckt verbleibt. Meist wird etwas festeres Papier, zum Beispiel ein Maschinenbütten, als Vorsatz verwandt, da die Gewichtslast des Buchblockes im Einband sowie die Spannungskräfte beim Öffnen des Buches darauf sowie auf der Hinterklebung lasten. Diese Blätter werden nicht mit nummeriert. Auf dem vorderen Vorsatz sind oft Widmungen oder Vorbesitzervermerke enthalten.

Es werden folgende Einbandarten unterschieden:

Broschur: Bindungsmethode ohne feste Deckel, also mit solchen aus dünner Pappe oder bedrucktem Karton. Die Lagen (Druckbögen) des Buches sind entweder fadengeheftet oder nur mittels Klebebindung vereinigt. Der Papierumschlag ist auf dem Rücken angeklebt. In dieser Form wurden früher häufiger Bücher unaufgeschnitten an die Kunden ausgeliefert. Eine solche Interimsbroschur ist dazu bestimmt, durch einen festen Einband ersetzt zu werden.

Kartonierung: Die Lagen sind geheftet. Ein Umschlagkarton ist je ein Millimeter größer als der Buchblock. Der Umschlagkarton wird am Rücken angeklebt.

Leinen: Die Einbanddecke ist mit Leinen, Gewebe, Leder oder Papier überzogen. Der Buchblock ist in die fertige Decke eingehängt.

Einbandarten laut Abkürzungsverzeichnis im VLB (Verzeichnis lieferbarer Bücher): Br = Broschiert, Ebr = Englisch broschiert, Gb = Gebunden, Gebl = Geblockt (hinten geleimt, ohne Einbanddeckel), Gh = Geheftet, Hf = Halbfranz, Hkst = Halbkunststoff, Hl = Halbleinen, Hld = Halbleder, Kst = Kunststoff, Kt = Kartoniert, Ld = Leder, Lin = Linson, Ln = Leinen, Pb = Paperback, Pl = Plastik, Pp = Pappband, Sch, iSch = Schuber, im Schuber, U, iU = Umschlag, im Umschlag Obrosch. / OBr. = OriginalBroschur, OKart. / OKt. = OriginalKarton, OPpbd. = OriginalPappband, OLwd. = OriginalLeinwand, OHLwd. =OriginalHalbLeinwand (Leinenrücken, Deckel oder Karton), OLdr. = OriginalLeder, OHLdr. = OriginalHalbLeder, OKLdr. = OriginalKunstLeder, Priv.Lwd. = Private Nachbindung in Leinwand (=Einband ausgetauscht), Priv.HLwd. = Private Nachbindung in Halbleinwand, m.OU. = mit Originalschutzumschlag.

Das Präfix „Original“ bezeichnet in der Regel den vom Verleger beziehungsweise dessen Buchbinder um den Buchblock gebundenen Einband, also den Verlagseinband.

Der Einband der Zeit stammt aus der Zeit, in der das Werk gedruckt wurde, während ein Einband im Stil der Zeit durchaus wesentlich später hergestellt worden sein kann. Mit Reemboîtage wird das Wiedereinhängen in die alte Einbanddecke des Buches oder in eine andere, gleichgroße der Zeit bezeichnet. Im ersten Falle ist es ein erlaubtes Mittel des Restaurierens, im zweiten ein verfälschendes.

Einband-Bezugsmaterialien dienen zur Umhüllung von Buchdeckel und Buchrücken und sind die formgebenden Elemente des Einbandes. Je nach Beschaffenheit erfüllen sie, über ihre verbindende Rolle hinaus, in unterschiedlicher Gewichtung ästhetische oder schützende Funktionen.

Der älteste und traditionellste Bezugsstoff ist das Leder. Seine Haltbarkeit ist grundlegend abhängig von seiner Bearbeitung durch unterschiedliche Arten des Gerbens, Spaltens, Bleichens, Färbens und seiner Aufbewahrung. Als Lederlieferanten für Einbände kommen die domestizierten Tierarten Schaf, Ziege, Kalb, Rind und Schwein, sowie Hirsche, Rehe oder anderes Wild in Frage.

Besonders Ziegenleder ist in seiner Vielfalt einzigartig. Die verschiedenen Sorten unterscheiden sich dabei nicht nur hinsichtlich ihrer Herkunft, sondern auch durch verschiedenste Herstellungstechniken und ihre Narbung. Ziegenleder ist die aufgrund ihrer Haltbarkeit, ihrer Stärke, ihrer Geschmeidigkeit und der Vielzahl der Arten, am häufigsten für Bucheinbände verwendete Lederart. Oasenziegenleder wird aus dem Fell der kleinen Sudanziege hergestellt und stammt aus Zentralafrika. Es ist besonders wegen seiner breiten Farbskala und der Naturnarbung beliebt. Karawanenziegenleder, das von Zelt- oder Weidetieren stammt, ähnelt dem Oasenziegenleder, ist aber heute so gut wie nicht mehr erhältlich.

Saffian stammt von europäischen, bevorzugt deutschen oder schweizerischen Ziegen. Es ist sehr feinnarbig und daher leicht zu verarbeiten und zu vergolden. Der Name ist dem früheren Hauptumschlagplatz, der marokkanischen Stadt Safi, entlehnt.

Maroquin ist ein ursprünglich marokkanisches Ziegenleder. Die Felle müssen aufgrund ihrer Stärke für die Buchbinderei zunächst ausgefalzt werden, sind aber trotzdem sehr widerstandsfähig und bestechen durch eine sehr ausgefallene Narbung. Vielen gilt es daher als das schönste Buchbinderleder. Eine Sonderform stellt das sogenannte Maroquin-ecrasé dar. Die Narben werden dabei durch Flachpressung niedergedrückt (ecrasiert) und wirken dadurch dunkler.

Chagrin (vom türkischen sağrı) bezeichnet eine Ledersorte aus der Rückenhaut der Pferde, Kamele, Esel, Maultiere und anderer Tiere. Es handelt sich um eine durch Honoré de Balzacs Roman „La Peau de chagrin“ zu Ruhm gekommene Lederart. Chagrin-Leder ist ein durch Körner, die in das noch feuchte Leder gedrückt und später wieder herausgeschüttelt werden, genarbtes und auf der Oberfläche mit feinen, dicht aneinander liegenden Erhöhungen und Vertiefungen versehenes Material, das eine starke Dicke aufweist, sich also besonders für kleine Formate eignet. Es kann weiß oder auch anders gefärbt werden.

Kalbsleder ist ein sehr glattes und feines Leder, das gerne für bibliophile Einbände verwendet wird. Das Fell fünf bis sechs Wochen alter Kälber gilt als besonders qualitativ. Im Naturzustand ist es meist hellbraun und eignet sich gut zur Blindprägung. Im gefärbten Zustand bringt es Vergoldungen hervorragend zu Geltung und war deshalb besonders in der Renaissance ein beliebtes Einbandmaterial. Die Hochphase des Kalbslederbandes liegt im England und Frankreich des 17. und 18. Jahrhunderts.

Schweinsleder gehört ebenfalls zu den besonders zähen und dauerhaften Ledersorten. In der Regel wird es importiert, da in Westeuropa die Schweinehaut in der Fleischindustrie meist mitverarbeitet wird. Schweinsleder ist besonders leicht zu erkennen, da die Borsten der Tiere in der Lederhaut in Dreiergruppen zusammenstehende Poren bilden. In der Buchbinderei unterscheidet man zwischen zwei verschiedenen Bearbeitungszuständen. Naturelles Schweinsleder wurde früher bevorzugt mit Gerbstoffen aus der Eichenrinde, heute aber auch mit anderen pflanzlichen Stoffen oder synthetischen Gerbstoffen, behandelt.
Das im 19. Jahrhundert beliebte weiße Schweinsleder hingegen wird mit Alaun und Kochsalz gegerbt. Es wird dadurch sehr hart und erfordert besonders beim Einschlagen der Deckel größeren Kraftaufwand und Geschick. Durch Alterung und Benutzung dunkelt weißes Schweinsleder nach und kann zwischen gelb und schwarz-braun sämtliche Farbnuancen annehmen. Fälschlicherweise wird daher oft angenommen, es sei gefärbt oder durch pflanzliche Gerbung behandelt worden.

Pergament ist neben Leder eines der wertvollsten Einbandmaterialien. Seine Vorzüge sind außerordentliche Festigkeit und Unverwüstlichkeit, was seine Beliebtheit als Material für Gebrauchseinbände erklärt. Kalbspergament ist die am besten für den Bucheinband geeignete Sorte. Ziegenpergament zeigt eine ähnliche Aderung wie das Kalbspergament, allerdings nicht so intensiv und dunkel. Die beim Leder beliebte Porenstruktur tritt auch hier zu Tage. Stammt die Haut von einem gescheckten Tier, ist die Musterung auch auf dem Pergament zu sehen.

Textile Bezugsstoffe gehören heute neben Papier zu den häufigsten Materialien in der Buchbinderei. Es gibt sie in vielen verschiedenen Qualitäten und Farben, oft appretiert, meist papierkaschiert oder in anderer Weise für die Anforderungen moderner Buchbinderei weiterverarbeitet. Im Vergleich zu Leder oder Pergament sind Gewebe als Bezugsstoffe historisch relativ jung und eng mit der Entwicklung des Verlegereinbandes verknüpft. Lediglich teure Materialien wie Samt oder Seide haben vor dem 19. Jahrhundert eine Rolle gespielt.

Weitere Bestandteile des Einbands sind:

Der Rücken ist die Sichtseite eines Buches, wenn es im Regal steht. Er beinhaltet meist den Autorennamen und den Buchtitel. Ältere, restaurierte oder nachgebundene Bücher können auch ein (geklebtes) Rückenschild besitzen. Bibliophile Ausgestaltungen sind goldgeprägte Rückentitel oder vergoldete Rückenfileten (dies sind Linien und Ziermuster, die mit wiegender Bewegung in das Leder eingeprägt werden).

Bünde sind am sichtbarsten als erhabene Bünde auf dem Buchrücken; handelt es sich um echte Bünde, ist der Buchblock, sind also die einzelnen Lagen, direkt mit dem Heftfaden an diese Bünde geheftet. Der Heftfaden tritt oben oder unten in die Lage ein, in der Höhe des Bundes aus, umfährt ihn und tritt wieder in die Lage ein; dies wiederholt sich für jede Lage so oft, wie Bünde vorhanden sind. Ausnahmen sind Heftmethoden, die zwei Lagen zugleich heften oder Bünde übergehen.
Bei den ältesten europäischen Büchern, Manuskriptcodizes und Inkunabeln, wurden die Bünde meist aufwendig in den hölzernen Deckeln verankert, teils mehrmals durch in die Deckel aus Buchenholz gebohrten Löcher gezogen und schließlich mit einem von innen nach außen getriebenen Holznagel befestigt. Später zog man die Bünde ebenfalls mehrfach durch die Pappdeckel, schnitt sie dann aber ab oder fächerte die Hanffäden des Bundes auf, so dass er kaum mehr auftrug. Noch später, im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert wurden sie meist aufgefächert und glattgestrichen zwischen Deckel und Vorsatz verklebt.
Unechte Bünde – den Potemkinschen Dörfern verwandt – werden verwendet, um den Anschein echter Bünde zu erwecken, bestehen aber aus Pappstreifen, die auf den Rücken geklebt und mit Leder überzogen wurden. Der Buchblock selbst ist dann meist auf eingesägte Bünde geheftet.

Handgestochene Kapitale kommen nur bei handgebundenen Büchern vor. Mit einem oder mehreren farbigen Seidenfäden werden ein oder mehrere runde Schnüre oder flache Streifen, z.B. Pergaments, umstochen, wobei sich am Schnitt des Buches kleine Knötchen ergeben. Das handgestochene Kapital kann spiegelsymmetrisch zu seiner Mitte gestaltet sein.

Blindprägung ist die Verzierung des Einbandes mittels Stempel-, Platten- oder Rollenprägung ohne Farbe oder Gold. Die Wirkung entsteht einzig durch den Druck und die Hitze beim Prägen des etwas angefeuchteten Leders: es verfärbt sich dadurch dunkler, die restliche Wirkung entsteht durch den Lichteinfall. Man findet sie auf Inkunabeln, Drucken des 16. Jahrhunderts und später im 20. Jahrhundert als Stilmittel. Die Goldprägung kam vom Orient über Italien nach Europa und löste die Blindprägung ab, erfordert jedoch ein besseres, meist auch ein glatteres Leder. Die meisten der blindgeprägten Einbände sind mit Schweinsleder bezogen, auch auf Pergament können gute Effekte erzielt werden. Mit Aufkommen der Dampfmaschine und der mechanischen Einbandprägung konnten auch Leinwandeinbände blindgeprägt werden.

Unter fleuraler Vergoldung (nicht “floral”) wird alles zusammengefasst, was Blättern oder Blüten ähnlich sieht.

Weitere aus bibliophilen Gründen erwünschte Merkmale eines Einbandes sind Stehkantenvergoldung, Innenkantenvergoldung, Rückenvergoldung.

6. individuelle Besonderheiten des Exemplars

Maßgebliche wertbestimmende Kennzeichen eines bibliophilen Druckwerks werden durch seine weitere „Lebensgeschichte“ entwickelt. Da ein Buch gleichzeitig ein Kulturträger als auch ein Kunstobjekt ist, kommt es also sowohl auf die Art und Bedeutung seiner „Lebensgefährten“ als auch auf seine Behandlung im Laufe der Zeit an.

Die Provenienz gibt Aufschluss über den oder die Vorbesitzer, z.B., wenn ein Buch aus dem Gründungs- oder Stiftungsbestand einer Bibliothek oder aus dem Besitz bedeutender Persönlichkeiten oder Institutionen stammt.

Das Exlibris ist ein Kennzeichen eines Vorbesitzers in Form eines im Buch eingeklebten Besitzervermerks, meist auf dem vorderen Innendeckel. Da die Exlibris oft grafisch sehr aufwändig gestaltet sind, gelten sie auch selbst als Sammlerobjekt. Gut gestaltete Exlibris eines Vorbesitzers gelten als Wertsteigerung.

Bei Supralibros, die besonders in Adelskreisen beliebt waren, handelt es sich um meist goldgeprägte Besitzerzeichen oder -wappen auf den Buchdeckeln.

Manche Exemplare enthalten Anstreichungen und handschriftliche Bemerkungen von namhaften Persönlichkeiten, sog. Annotationen. Solche Anmerkungen sind bisweilen wichtig für die Geschichte der Textrezeption, z.B. wenn ein Prominenter oder besonders Sachkundiger sie verfasste. Besonders gefragt sind Handexemplare von berühmten Autoren mit ihren handschriftlichen Textänderungen.

Mit Widmungen versehene Exemplare erhalten abhängig von der Person des Widmenden oder desjenigen, dem das Buch gewidmet ist, Wertveränderungen. Vom Verfasser signierte Exemplare oder solche mit seiner eigenhändigen Widmung sind bedeutsam, bei einer nicht zuzuordnenden Widmung von alter Hand hat dies eher eine Wertreduktion zur Folge.

7. Qualitätsmindernde Merkmale

Beim Einband:

„berieben“: Oberflächenbeschädigung, bei der diese aufgerauht bis aufgescheuert ist, letzteres wäre als ‚stark berieben’ zu beschreiben. Meist geht mit der Bereibung eine Farbveränderung einher.

„beschabt“: Oberflächenbeschädigung eines schichtigen Bezugstoffes wie z.B. Leder, bei der dessen oberste Schicht an der betreffenden Stelle von der darunterliegenden gelöst bzw. abgelöst ist.

„bestoßen“ bedeutet, dass sowohl das Bezugmaterial wie die Deckelpappen an den Ecken bzw. Kapitalen des Einbands durch unsanfte Behandlung aufgefächert sind; ein geringer Verlust von Bezugmaterial an diesen Stellen ist möglich. Durch Zusammenkleben der Papplagen kann dies einfach stabilisiert werden, bei wertvollen Einbänden sollte ein Ergänzen des Leinens oder Leders erfolgen.

„gestaucht“: die Einbandecken sind so gestoßen worden, dass sie etwas breiter und eventuell faltig geworden sind.

„verblasst“: bezieht sich darauf, dass der Rücken durch längere Lichteinwirkung verblasst sein kann.

„Teile des Kapitals fehlen“: Oft sind Teile des Kapitals ausgebrochen. Gerade das obere Kapital ist durch häufige Benutzung sehr gefährdet. Eine der größten Wertminderungen stellt ein Fehlen des ganzen Rückens dar.

„Innenfalz / Innengelenk geplatzt“: dann ist das Vorsatzpapier an der Innenkante eingerissen oder geplatzt. In der Folge entsteht dann eine Lockerung der Bindung

„Beschädigte Gelenke“ sind erkennbar durch Einrisse in den Gelenkbereichen oder Ausbrechungen aus dem Buchrücken, oft entstanden durch Buchentnahme aus dem Regal durch Ziehen oben am Buchrücken. Der Buchrücken kann sich lösen oder der Buchblock kann sich separieren.

„Schiefgelesen“: Buchmangel der meist durch falsche Lagerung hervorgerufen wurde. Dadurch hat sich der Buchblock verzogen. Zu erkennen, wenn man bei einem hingelegtem Buch auf den Unter- oder Kopfschnitt schaut. Wenn diese Sicht auf die Bünde kein Rechteck sondern ein Parallelogramm ist, dann spricht man von “Schiefgelesen” oder “Schräggelesen“. Dieser Mangel ist nicht mehr korrigierbar.

„Im Bund gelockert“ bedeutet, dass die Bindung des Buches mangelhaft ist, die Festigkeit nicht mehr gegeben ist. Dies ist bei häufig gelesenen Büchern oder durch Überstreckungen beim Aufschlagen des Buches entstanden.

Beim Papier:

„gebräunt“, „gerissen“

„stockfleckig“: Stockflecken sind ein Buchmangel, der unterschiedlich bewertet wird. Er entsteht infolge früher vorhandener Feuchtigkeitseinwirkung (Luftfeuchte) bei besonders holzhaltigem Papier. Dabei zeigen die Buchseiten kleine oder flächige braune Flecken. Oft wird dies als Beeinträchtigung der Sichtgüte eingestuft, ggf. kann dieser Mangel aber auch positiv als „Patina“ eines Buches angesehen werden.

„Fingerfleckig“: sichtbare Fingerabdrücke oder starke Beschmutzungen auf den Seiten des Buches. Ein Mangel, der nicht mit stockfleckig verwechselt werden darf.

Chemische Schäden: Tintenfraß, Wasserschäden.

biologische Schäden: z.B. der „Bücherwurm“ – besser „Holzwurm“ (Anobium punctatum, pertinax oder paniceum), ein Schadinsekt, dessen Spuren die Gänge in alten Holzdeckeln und Buchblöcken sind.

Beim Druck:

Besitzvermerke (auf Vorsatz/ in Titelblatt); Signatur, Bibliotheksstempel, vor allem auf dem Titel; fehlende, unvollständige Illustrationen, unvollständige Kollationierung; unfachmännische Ausbesserung von Schäden.

Beim Gesamtwerk:

Stilbrüche: mangelnde Konformität von Inhalt und Gestaltung.

 

Diese dem Zwecke der Übersicht dienende Zusammenstellung erfolgte gestützt auf viele in der einzeln aufgeführten Fachliteratur sowie im Internet verfügbaren Sachinformationen und beansprucht keine Vollständigkeit. Vielmehr bedarf sie einer fortlaufenden Ergänzung (© Dr. Ralph Alexander Schippan, Januar 2020)

Eine hilfreiche Auflistung des bibliophilen Glossars findet sich unter: http://www.rfmeyer.de/buchwoerterbuch.html.

 verwendete Literatur:

Helmut Hiller, Wörterbuch des Buches, 2. Auflage (1958)
Wulf D. von Lucius, Bücherlust – Vom Sammeln, 3. Auflage Dumont (2001)
Sautermeister, Gert in: Luserke-Jaqui (Hrsg.) Schiller Handbuch (2005)
Lexikon der Buchkunst und Bibliophilie, Karl Klaus Walther (Hrsg.), München 1988, S.304 f
Christiane Lauterbach, Rara, Rariora, Rarissima : vom langen Weg zur Kenntnis des seltenen und kostbaren Buches. In: Imprimatur. Ein Jahrbuch für Bücherfreunde. – N.F. 19 (2005), S. 9-28.
Arnulf Liebing, Handbuch für den Buch- und Grafiksammler, Würzburg 2008

weitere Links:
http://www.buntpapier.org/buntpapier.html
http://www.versalo.de
http://de.wikipedia.org/wiki/Bucheinband